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letztes Update:
 18.01.2004

Brian Friel - The Freedom Of The City

Das Plakat besteht im wesentlichen aus der Veranstaltungsinformation in weiß, die mit einem fast vollständig schwarzem verfremdeten Photo der Guild Hall hinterlegt ist.Am 10. Februar 1970 wird ein nicht genehmigter Demonstrationszug von katholischen Bürgerrechtlern in der nordirischen Stadt Derry mit CS-Gas, Wasserwerfern und Gummigeschossen aufgelöst. Im allgemeinen Chaos fliehen drei Demonstranten ­ zwei recht unterschiedliche junge Männer und eine dreiundvierzigjährige Mutter von elf Kindern ­ in das Rathaus der Stadt und finden sich im Empfangssaal des Bürgermeisters wieder. Diesen Irrtum werden sie mit dem Leben bezahlen.

Die Musiker Linda Elias, Barbara Braun und Alex Eggstein beim SchlußapplausIn dies em 1973 uraufgeführten Stück verarbeitet der Nordire Friel die Ereignisse um den 30. Januar 1972, jenem ´Bloody Sunday´, an dem 13 Zivilisten von britischen Fallschirmjägern getötet wurden.

Brian Friel (*1929), der seit 1967 im Co. Donegal in der Republik Irland lebt, gilt als der große irische Dramatiker der vergangenen drei bis vier Jahrzehnte. Vor allem mit drei Stücken war er auch international sehr erfolgreich:Philadelphia, Here I Come! (1964), das mit seiner Emigrationsthematik das irische und amerikanische Publikum in besonderem Maße anspricht,Translations (1980), dessen Thema kultureller Erosion und sprachlicher Entwurzelung weltweite Entsprechung findet, und Dancing at Laguna (1990), in dem fünf Frauen, gefangen und zum Schweigen verurteilt im Irland der 30er Jahre, durch das Stück Friels endlich zu Wort kommen.

Die Protagonisten Ricarda Wagner, Martin Friedrichs und Stefan Enderle agieren vor der imposanten Kulisse des Innenraumes der Guild Hall. Rechts befindet sich ein reich verziertes Buntglasfenster.The Freedom of the City ist unter den sehr zahlreichen Stücken Friels dasjenige mit der größten politischen Direktheit und historischen Unmittelbarkeit. Es bringt jedoch wohl zu viel "echte" Menschen und "wirkliches" Leben auf die Bühne, um es einfach als politische Propaganda abzutun.

Pressestimmen

Augsburger Allgemeine, 17.April 1998

Stefan Enderle schlägt Ricarda Wagner und Martin Friedrichs zum Ritter. Im Hintergrund die Flagge Großbritanniens.Ein ganz aktuelles Thema greift die Königsbrunn Drama Society (KiDS) mit ihrem Stück über Nordirland auf, von links: Stefan Enderle, Ricarda Wagner und Martin Friedrichs. Bild: Lode

 

Drama mit komischen Zügen

KiDS zeigt "The Freedom of the City im abraxas

(jufi). Eine ganz besondere Aktualität hat jetzt durch das nordirische Friedensabkommen die Inszenierung des Stückes "The Freedom of the City" der Königsbrunn Drama Society (KiDS) erhalten. "Es ist ein todspannendes Theater der Wahrheiten im Widerstreit", erklärt Regisseur Dieter Ungelehrt zu der literarischen Verarbeitung des "Bloody Sunday" durch den irischen Autor Brian Friel.

Am Sonntag, 10. Februar 1970, wurden 13 Zivilisten von britischen Fallschirmjägern getötet. Die Folge: Der blutige Terrorismus in Nordirland eskalierte. Exemplarische zeigt Friel drei Opfer im Widerstreit zwischen privater und öffentlicher Sicht auf die Ereignisse. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch, nicht die Politik. Der Autor legt sich bei der Frage nach Schuld nicht fest. Jede Gruppierung, egal ob Katholiken, Briten oder die Presse, verfolgt ihre eigenen Interessen. Sie stempeln die Opfer zu Helden, Verbrechern oder mißbrauchen sie als Sensationsmeldung. Selbst die Justiz kennt keine objektive Distanz.
Doch auch ohne die jüngsten Entwicklungen sei dieses Stück ungemein aktuell, betont Spielleiter Ungelehrt. In Albanien herrsche ein ähnlicher Konflikt, von dem unsere Gesellschaft kaum Notiz nehme. In Zeiten, in denen es hierzulande kaum noch politisches Aufbegehren oder Demonstrationen gebe, müsse politisches Bewußtsein geschärft werden - auch durch Theater, meint Ungelehrt.

Fast clowneske Züge

Daß dabei der Humor nicht zu kurz kommt, dafür steht diese Inszenierung. Mit fast clownesken Zügen, jeder Menge Mutterwitz, komödiantischen Gags und versöhnlichen Zügen ausgestattet hat Friel dieses Drama, das eigentlich auch eine Komödie ist. Erarbeitet wurde dieser ungewöhnliche Versuch einer Dokumentation des Unfaßlichen seit dem vergangenen Herbst von 25 Mitwirkenden im Alter von 13 und 25 Jahren.
Premiere ist am 20. April ab 20 Uhr im Kulturhaus abraxas, Sommestraße. Witere Aufführungen am 21., 22. und 23. April zur gleichen Zeit am gleichen Ort.
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© by Joachim Schlosser, 2004